Trainerkongress 2019 in Berlin: Inspirationen, Methoden, Digital& Analog, & vieles mehr

Zum 11. Mal fand am 22. und 23. März 2019 in Berlin der Trainerkongress statt, organisiert von Gert und Angelika Schilling. Ich war nun schon zum 9. Mal dabei, und das will was heißen. Warum? Beim Trainerkongress bekomme ich immer wieder Inspiration, Bestätigung, Methoden, anregende Gespräche, und Reflexion meines eigenen Tuns und Wirkens.

Heute berichte ich dir von 4 Sessions, an denen ich teilgenommen habe (aus einer Auswahl von ca. 60), und zusätzlich gibt es 2 Gastbeiträge von Sabine Kainrath (Siemens) und Michalis Tzatzanis (FFG):

  1. Ein Herz fürs Team – Tools für Seminare & Workshops mit Team (Amelie Funke)
  2. Lernräume der Zukunft. Mit Mikrotrainings punkten (Barbara Messer & Thea Messer)
  3. Wie Sie den Transfererfolg Ihrer Training steigern (Ina Weinbauer-Heidel)
  4. Mix-it, Baby! Smartphone im Training aktiv einbinden (Bernd Braun & Hanne Philipp)
  5. Trainingsbedarfsanalyse (Anna Langheiter)
  6. Business-Symbole einfach zeichnen lernen (Johannes Sauer)

1. Ein Herz fürs Team – Tools für Seminare & Workshops mit Team (Amelie Funke)

Von 5 vorgestellten Methoden beschreibe ich die „Sternstunde“, welche die individuelle Stärken deiner TeilnehmerInnen hervorholt. Sie ist sehr einfach umzusetzen:

Es bilden sich Paare, die sich gegenseitig eine Situation erzählen, welche für sie eine Sternstunde war (jeweiliger Kontext ist von dir festzulegen). Im nächsten Schritt werden die Stärken abgeleitet, z. B. Was war an der Situation so besonders? Warum war die so brillant? Was hast du dazu beigetragen, dass es eine Sternstunde war? etc. Die Antworten dazu werden verschriftlicht.

Ich kann mir gut vorstellen, diese Methode bei einer Teamentwicklung einzusetzen, da sie sofort positive Stimmung und einen weg von Defizitorientierung bringt.

2. Lernräume der Zukunft. Mit Mikrotrainings punkten (Barbara Messer & Thea Messer)

Zentrale Aussage, wie auch letztes Jahr: Trainings werden immer kürzer angefordert, was dazu führt, dass der Kern eines Themas herausgeschält, zusammengedampft werden muss, das Wissen zu komprimieren ist. Fazit: Was ist die Essenz des Themas? Und diese gilt kurz und knackig – und so interaktiv wie möglich – zu vermitteln, wobei durchaus eine Mischung aus analog und digital verwendet werden kann. Z.B. kann ein Video gedreht werden, d.h. ich filme mich als TrainerIn selbst und schicke das vorab an die TeilnehmerInnen. Oder es geht auch umgekehrt. Die TeilnehmerInnen bekommen eine Aufgabenstellung, filmen sich (z.B. mit dem Handy, und sind dabei in einem geschützten Rahmen) und schicken dies vorab an die TrainerInnen, welche sich das vorher ansehen und Feedback vorbereiten können. Oder man kann auch Methoden filmen und diese vor oder nach dem Präsenztraining einspielen.

Wichtig dabei ist, dass es Infos sind, die MERKWÜRDIG sind („Es ist würdig, sich das zu merken.“), d.h. Emotionen müssen mit im Spiel sein (eins der neurodidaktischen Prinzipien).

Für kleine wie auch große Gruppen, eignen sich dafür auch sog. Assoziationsmethoden, in dem konkreten Fall – den wir selbst ausprobiert haben – werden Sprüche verteilt und viele Gegenstände. Aus den Gegenständen werden dann die Sprüche „nachgebaut“, und das sieht beispielsweise wie folgt aus:

Ich selbst verwende diese Methode vielfach, sei es in Trainings oder Workshops, z.B. auch um Werte darzustellen, Learnings abzuholen, ect.

By the way: Ab Herbst plane ich, offene Mikrotrainings (ca. 1,5 – 2,5 Stunden) anzubieten, z.B. zu

Du bekommst dazu noch rechtzeitig Information!!

3. Wie Sie den Transfererfolg Ihrer Training steigern (Dr. Ina Weinbauer-Heidel)

Ina ist Wissenschaftlerin und schafft es dennoch, einen sehr inspirierenden und lebendigen Vortrag zu halten (ich kenn aus meiner Erfahrung halt leider fast nur das Gegenteil… als wäre es ein Widerspruch in sich 🙂 ).

Leider zeigen Forschungsergebnisse, dass nur ca. 15 % des Gelernten nachhaltig umgesetzt werden. Es gibt jedoch viel, das man tun kann, um eine höhere Rate zu erreichen. Ina hat aus über 110 Jahren Forschung die Essenz herausgearbeitet, und daraus 12 Stellhebel entwickelt, wobei sie in der Session auf 2 davon einging. Ich konzentriere mich nun auf die sog. „Transfervolition“, d.h. sicherstellen, dass TeilnehmerInnen im Arbeitsalltag konsequent an der Umsetzung ihrer Vorhaben dran bleiben / arbeiten. Es gilt, die „Pippi Langstrumpf“ in den TeilnehmerInnen zu aktivieren. Damit ist gemeint, unser „impulsives System“ so zu stimulieren, dass unser „reflektives System“ (der „Mr. Spock“ in uns) zum Teil ausgetrickst wird.

Dafür sind v.a. beispielsweise 3 Faktoren (es gibt mehr als 180 so genannte „Cognitive Biases“ – also Pippi Logiken – wir haben „nur“ 3 davon angeschnitten) wichtig.

Trigger: Wie können wir fördern, dass sich unsere Teilnehmenden GENAU in der Handlungssituation an das neu Gelernte und ihre Umsetzungsvorhaben erinnern?

Dies wäre beispielsweise möglich, in dem jede/r TeilnehmerIn einen Gegenstand mitbekommt, an den er/sich an die Lernsituation im Training erinnert. Oder sie zeichnen ihre Learnings und legen das Bild dann gut sichtbar auf den Schreibtisch.

Spaß: Wie können wir fördern, dass die Teilnehmenden bei der Umsetzung des Gelernten positive Emotionen empfinden? Wie können wir es mit etwas Angenehmen kombinieren?

Wissenschaftlich spricht man auch von der „Fun Theory“. Sieh dir an, was damit gemeint sein könnte: https://www.youtube.com/watch?v=2lXh2n0aPyw

Sozial: Wie können wir fördern, dass die Teilnehmenden beim Umsetzen beobachtet werden bzw. sich beobachtet fühlen?

Hier geht’s auch darum, die Führungskräfte unserer Trainees ins Boot zu holen.

In meinen Trainings versuche ich all diese Faktoren zu berücksichtigen, indem z.B. bei Train-the-Trainer Seminaren oder Moderationstrainings die Trainees sehr rasch selbst in die Rolle von TrainerInnen oder ModeratorInnen schlüpfen. D.h. ausprobieren in einem geschützten Rahmen, verbunden mit Spaß und Feedback. Auch werden viele Reflexionsschleifen eingebaut, um den Transfer zu gewährleisten. Außerdem verwenden wir seit Kurzem die Online-Lernbegleitung blink.it, die gewährleisten soll, dass die Trainees dran bleiben, indem sie auch nach dem Training noch weitere Lernhäppchen erhalten (siehe Erfahrungsbericht).

Jedoch – wie eben bei so Vielem – es ist immer noch Luft nach oben 🙂 .

4. Mix-it, Baby! Smartphone im Training aktiv einbinden (Bernd Braun & Hanne Philipp)

Hier ging’s, wie der Titel schon sagt, um die Einbindung von Smartphones im Training. Von den gezeigten Anwendungen schien mir Mentimeter am sinnvollsten, z.B. für Abfragen im Publikum (haben wir auch schon eingesetzt, z.B. beim Abschlussevent des Mobilitätswende-Stakeholder-Prozesses).

5. Trainingsbedarfsanalyse (Anna Langheiter)

Willst du ein Haus bauen, oder ein Training gut umsetzen – dann ist eine gute Planung das Allerwichtigste!

In ihrer Rolle als Trainingsdesignerin hat Anna ein Modell entwickelt, dass es ermöglicht, mit dem Kunden / der Kundin gemeinsam in max. 3 Stunden den Trainingsbedarf zu analysieren.

Dabei wird gemeinsam ein einseitiges Dokument (Canvas) ausgefüllt und vom Kunden / der Kundin signiert. Dieses Formular enthält die folgenden Felder, die ich euch gerne näher erläutern möchte.

Ausgangssituation: Klärung: Was ist das Problem? Was sind die Auswirkungen des Problems? Was ist das gewünschte Ergebnis (nicht im Sinne von Geld gedacht)?

Lernziele: Was müssen die Teilnehmenden (TN) nach dem Training kennen/wissen? Haben die TN erkannt, welchen Sinn dieses Training für sie macht, also gibt es eine emotionale Zustimmung? Was sollen sie anwenden können?

Zielgruppe: Was will ich alles über die TN wissen? zB Funktion, Rolle, Wissensstand, Anzahl der TN,….

Inhalt: Bei welchen Themen kennen sich die TN wirklich gut aus, welche sind gewünscht?

Transfer: Durchaus vorher schon zB mit Live-Online-Trainings arbeiten; nach dem Training rückfragen: Wo warst du vor dem Seminar? Jetzt? Und nach 3-6 Monate nochmals abklären.

In dieser Phase der Transferunterstützung stellt Anna zwei mögliche Wege vor. Zum einen verantwortet nun die jeweilige Führungskraft den Fortschritt, wenn dies nicht so klappt, kann sich der TN eineN VeränderungsbeobachterIn aus seinem Firmennetzwerk auswählen, der ihm/ihr dann Feedback gibt.

Organisatorisches: zB. Ort, Raum, Unterlagen, Termin, Dauer (spießt sich oft mit dem zu vermittelten Inhalt! Hier kann man verhandeln)

Evaluation: Sehr oft möchte der Kunde / die Kundin zuerst über die Inhalte sprechen, unbedingt zulassen, und bestätigen, nachfragen was wollen Sie noch? Erst wenn er/sie hier alles abgeladen hat, ist es möglich die anderen Felder, zB Ausgangssituation,… zu füllen.

Durch diese Methode kommt sehr viel erforderlicher Input für ein erfolgreiches Training in kurzer Zeit zustande. Und wer fragt, der führt!

Viel Freude beim Ausprobieren wünscht euch, Sabine

6. Business-Symbole einfach zeichnen lernen (Johannes Sauer)

In diesem Workshop ging es darum, einfache Motive zeichnen zu lernen und so in Zukunft durch handgezeichnete Business-Symbole die Aussagekraft der eigenen Flipcharts zu steigern. Johannes Sauer hat einfache Schritt-für-Schritt Methoden gezeigt, wie man z.B. eine Kaffeetasse zeichnet, schattiert und mit Hilfe von Wachsmalblöcken auch koloriert. Die Skizzen sind selbst mir auch als absolutem Neuling in Malen und Zeichnen sehr gut gelungen, das heißt jeder kann diese Methode erfolgreich anwenden. Zahlreiche Schritt-für-Schritt Symbole gibt es in Johannes neuem Buch. Die wichtigsten Tipps für gelungene Bilder:

  • Immer die Schrift dick schreiben und die Symbole dünn zeichnen
  • Symbole sollen faustgroß sein
  • Mit einen dicken grauen Marker die Schatten von eine Seite entlang der Kontur ziehen
  • Wenn koloriert wird, dann nur ein Teil des Symbols und auch im Farbverlauf

Interessant waren die Tipps für Symbole, die erst mal nicht erkennbar sind, z.B. wenn man ein Tier zeichnen muss. Da empfiehlt Johannes:

  1. Beschriften
  2. Typische Merkmale zeichnen
  3. Farbe und Schatten als Helfer

Seit dem Workshop übe ich fleißig, und das Buch ist auch auf dem Postweg… 🙂

Vielen Dank für eure Gastbeiträge!

Ein fulminanter Abschluss war wieder ein Improtheater, verbunden mit Beatboxing, bei dem wir TrainerInnen doch wieder gehörig auf die Schaufel genommen wurde :). Gut so!

Wenn du neugierig auf die letztjährigen Trainerkongresse bist, dann kannst du hier 2018,  2017 sowie 2016 nachlesen, und hier 2015  sowie 2014. Auch sie sind voller Methoden und Inspirationen.

Der Termin für den nächsten Trainerkongress in Berlin steht übrigens schon fest: 20./21. März 2020. Ich kann die Teilnahme nur wärmstens empfehlen. Vielleicht sehen wir uns dort ja?

Herzlichst, Birgit