Die 5 Phasen der (virtuellen) Gruppenentwicklung

Sich Zeit nehmen für virtuelle Gruppenentwicklung – muss das sein?

Wer schon einmal einem Zusammentreffen egal welcher Art beigewohnt hat, kennt   vermutlich die eine oder andere der 5 Phasen der Gruppenentwicklung nach B.W. Tuckman*.

Immer wenn Menschen aufeinandertreffen, entsteht eine gewisse Dynamik. Egal ob Taufe, Fußballspiel, Workshop oder virtuelles Meeting.

die 5 Phasen der Gruppendynamik nach B.W. Tuckman. Forming, Storming, Norming, Performing und Adjourning

Die 5 Phasen der Gruppenentwicklung nach B.W.Tuckman

Eine Gruppe an Menschen kommt zusammen und schon geht es los. Je nach Grad der Vertrautheit verhalten sich die allermeisten Personen zu Beginn eines Zusammentreffens höflich und meist etwas oberflächlich. Es wird nach Gemeinsamkeiten gesucht. À la „Warum bin ich heute eigentlich hier? Wer sind die anderen, die heute hier sind? Haben die ähnliche Themen wie ich?

Diese 1. Phase nennt Tuckman die „Forming“ Phase. Klar, eine Gruppe wird geFORMT.

Dies passiert face-2-face genauso wie virtuell.

Nur während wir uns im Seminarraum an der Kaffeemaschine einander vorstellen, uns die Türe aufhalten und uns freundlich zunicken und schüchtern (oder auch resolut) in den Sesselkreis fragen: „Ist hier noch frei?“ fallen all diese allerersten Schritte der Gruppenentwicklung im virtuellen Raum weg.

Daher müssen wir sie bewusst in unser Workshop- oder Seminar-Design einbauen.

Eine Person schenkt sich Kaffee ein. Im Hintergrund andere Personen, die sich unterhalten und Kaffee trinken.

In der Forming-Phase ist die Gruppe auch onsite stark von einer entsprechenden Führung abhängig. Online umso mehr, denn ohne entsprechende Anleitung passiert hier nichts.

5 Tipps für die Forming Phase

  1. Starte mit einem Warm Up

Egal, ob sich deine Teilnehmenden bereits kennen oder nicht: starte immer mit einem Warm-Up, damit sich die Gruppe ein wenig aufeinander einschwingen kann (und gleichzeitig im virtuellen Raum ankommt und sich sicher fühlt).

Mögliche Übungen können hier sein: die Teilnehmenden stellen sich anhand eines Schlüsselbunds vor (für Kleingruppen bis 10 Personen, die sich noch nicht besonders gut kennen).

Oder macht eine Post-It Statistik (auch für größere Gruppen und wenig Zeit geeignet). Dabei halten alle Teilnehmenden ein Post-It auf die Kamera und entfernen das Post-It wenn eine Aussage auf sie zutrifft. Zum Beispiel: “Wer hatte heute schon mehr als zwei Tassen Kaffee? Wer kommt aus Wien?” etc. Dies ergibt ein schönes, buntes Bild und den Teilnehmenden einen ersten Eindruck über die anderen Teilnehmenden.

  1. Schicke deine Teilnehmenden in Break Out Rooms

Speziell bei größeren Gruppen, aber auch ganz generell, empfehlen wir dir deine Gruppen immer wieder mal in kurze Break Out Sessions zu schicken. In der Kleingruppe können Arbeitsaufgaben gelöst werden und man lernt sich leichter besser kennengelernt. Vorteil: zurückhaltende Personen können so viel besser ins Gespräch eingebunden werden. Non-Performer sind anders gefordert, weil sie in der Kleingruppe mehr auffallen.

  1. Verwende die Funktionen deines Videokonferenztools bzw. externe Tools um Antworten zu visualisieren

Immer empfehlenswert ist es, die Ergebnisse aus Gruppenübungen oder Warm Ups zu visualisieren. Zum Beispiel via virtueller Pinnwände / Whiteboards wie PADLET oder miro. Im nachstehenden Bild siehst du ein PALDET, das wir zur Zusammenfassung der Ergebnisse einer Break Out Session zum Thema “Finde drei Gemeinsamkeiten” genutzt haben.

Du kannst dafür alternativ natürlich auch immer mit den Funktionalitäten deines Videokonferenztools arbeiten: z.B. mit der Chat- oder der Kommentier-Funktion (falls vorhanden, die Kommentier-Funktion bieten nicht alle Tools standardmäßig).

Ein PADLET mit 3 Spalten. In jeder Spalte sammelt eine Gruppe jeweils ihre Gemeinsamkeiten.

    4. Biete deinen Teilnehmenden Struktur und Orientierung

Wie bereits erwähnt, ist “Forming” jene Phase, in der deine Teilnehmenden die allermeiste Anleitung brauchen. Nach dem Warm-Up gib ihnen die nötige Orientierung, sprich über die Ziele und Nicht-Ziele des virtuellen Zusammentreffens und stell die Agenda vor.

Nicht-Ziele zu definieren mag zwar im ersten Moment seltsam klingen, schärft jedoch die Ziele und schafft Klarheit bei allen Beteiligten, welche Ziele verfolgt werden. Außerdem hilft es beim “Erwartungsmanagement” – deine Teilnehmenden wissen dann, was sie während des (Online) Meetings/Trainings/Workshops erwarten können und was nicht.

   5. Erkläre die Technik

Geh kurz auf die Technik ein und erkläre, wie Teilnehmende sich einbringen können. Selbst nach über einem Jahr Online-Kommunikation sollte dieser Punkt nicht außer Acht gelassen werden. Menschen nutzen in ihren jeweiligen Berufen unterschiedliche Tools und während du vielleicht seit Monaten ZOOM-Pro bist, sind andere eher mit MS Teams oder Webex vertraut.

Außerdem gibt es regelmäßig Updates der Tools, die dazu führen, dass Buttons von links nach rechts wandern, Funktionen adaptiert werden, etc.

Gruppendynamik in Projektteams

In allen Formen von Zusammentreffen spielt Gruppendynamik eine Rolle – speziell wichtig ist sie allerdings nochmal mehr für Projektteams, die sich nicht nur für einen spezifischen Workshop oder ein Training treffen und sich danach nie wieder sehen, sondern vielmehr über mehrere Jahre hinweg erfolgreich zusammenarbeiten sollen. Gerade, wenn Projektteams, zB. während Kick Off Meetings, zum ersten Mal aufeinandertreffen, empfiehlt es sich unbedingt die jeweiligen gruppendynamischen Phasen zu addressieren.

Onsite machen wir das schon solange es BusinessMind gibt (hier nachzulesen zum Beispiel bei den Kick Off Meetings der WWF-Projekte Fish Forward und Fish Forward II). Online bieten wir dies im Rahmen von #FacilitateForFuture an.

In den kommenden Wochen, stellen wir dir die vier nächsten Phasen der Gruppendynamik vor: Storming, Norming, Performing und Adjourning. Auch hier haben wir zahlreiche Tipps und Methoden für dich parat!

Bis dahin, frohe Ostern und ein paar erholsame Feiertage dir!

Liebe Grüße,
dein BusinessMind Team

* Der US-Amerikanische Psychologe Bruce Wayne Tuckman (1938-2016) wurde durch seine Forschung zur Gruppendynamik bekannt. Schon 1965 publizierte er “Tuckmans’ stages of group development”, wobei er zum damaligen Zeitpunkt nur vier Phasen anführte. Erst 1977 fügte er die 5. Phase (“Adjourning”) hinzu. Je nach wissenschaftlichem Hintergrund spricht man auch nur von drei Phasen: Dependenz, Konterdependenz und Interdependenz. Diese Bezeichnungen gehen wiederum auf Warren Bennis (1925-2014, US-Amerikanischer Wirtschaftswissenschafter) zurück.